Promis, Pilgerreisen und Bucherfolge
Manche gehen die langen Wege aus religiösen Gründen, andere eher aus spirituellen: Pilgern ist nicht nur eine Trend-Erscheinung, sondern hat auch einen religiösen, sehr traditionellen Hintergrund: Früher waren es vor allem Gläubige, die zu bestimmten Heiligtümern und Kirchen pilgerten. Prominente Pilger sind z.B. die Fußballstars Mesut Özil und Hakan Calhanoglu, die in die arabische Stadt Mekka gepilgert sind. Ein Weg, den jeder gläubige Muslim einmal in seinem Leben auf sich nehmen soll, so schreiben es die Regeln der islamischen Religion vor. Beliebtes Ziel bei Europäern, die nicht zwangsläufig eine religiöse Anbindung haben, ist der Jakobsweg. Vom einsamen Wandern in Frankreich und Spanien erhoffen sich viele Wanderer ein spirituelles Erlebnis, eine augenöffnende Erfahrung, neue Einsichten. Schlagersänger DJ-Ötzi wanderte dort entlang, um seine Depression und die Hodenkrebs-Diagnose zu überwinden, Alt-Komiker Karl Dall wurde auf dem Weg bereits gesichtet und Schauspieler Otto Retzer („Ein Schloß am Wörthersee“, „Klinik unter Palmen“) ging den alten, ehrwürdigen Pfad auch schon entlang.
Das bekannteste Pilger-Buch
Der prominenteste Pilgerer der letzten Jahre war ohne Zweifel TV-Entertainer Hape Kerkeling. Nach einigen Schicksalsschlägen war das bekannte Gesicht der Comedy-Branche auf der Suche nach einem Glaubenserlebnis und lief im im Juni und Juli 2001 rund 630 Kilometer entlang des Jakobswegs. Der Reisebericht „Ich bin dann mal Weg“ von Hape Kerkeling erschien 2006 und wurde sofort ein riesiger Erfolg: Über 100 Wochen belegte sein Buch Platz 1 der Bestsellerliste des Spiegels und laut Verlag wurden über vier Millionen Exemplare verkauft. Für Hans-Peter Wilhelm Kerkeling – so sein bürgerlicher Name – eine unvergessliche Erfahrung: „Ich habe Gott getroffen!“ schrieb er in seinem Buch. „Ich bin dann mal weg“ wurde zur Inspiration für viele Deutsche, die auf Sinnessuche waren und eine Möglichkeit suchten, diese undefinierbare Unzufriedenheit zu stillen. Nach Erscheinen seines Buchs stiegen die Zahlen deutscher Pilger auf dem Jakobsweg spürbar an. Verfilmt wurde der unterhaltsame Erlebnisbericht im Jahr 2015 mit Devid Striesow in der Hauptrolle. Hape Kerkeling hatte sich selbst nicht spielen wollen, weil zwischen der eigentlichen Wanderung und der Verfilmung fast 15 Jahre lagen.
Der Jakobsweg – Camino de Santiago
Als Jakobsweg wird eine Ansammlung von verschiedenen Wegen durch Südfrankreich und Nordspanien bezeichnet, deren Ziel die Kathedrale in Santiago de Compostela ist. Dort werden angeblich die Reliquien des heiligen Apostels Jakobus verwahrt. Auf Spanisch heißt „Jakobus“ Santiago, deshalb die spanische Bezeichnung „Camino de Santiago“ für den Weg. Die Route entstand im 11. Jahrhundert und führt durch die Pyrenäen, die zwischen Frankreich und Spanien liegen, in den Nordwesten Spaniens. Der Weg ist UNESCO-Welterbe, je nach ausgewählter Route bis zu 800 km lang. Entlang des Netzes von Wegen, die unter der Bezeichnung „Jakobsweg“ zusammengefasst werden, gibt es Herbergen für die Pilger, in denen die Wanderer die Nacht verbringen und sich erholen können. So kann man gut ohne Zelt pilgern, festes Schuhwerk und gute outdoor kleidung sind aber ein Muss. Symbol des Jakobswegs ist eine Jakobsmuschel, die die entsprechenden Wege kennzeichnet. In den Herbergen können sich die Pilger ihr Pilgerbuch als Andenken stempeln lassen – natürlich auch mit einem muschelförmigen Stempel.